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Die vier Seiten einer Botschaft

  • hauboldconsulting
  • vor 5 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

„Ich will was trinken.“Diesen Satz hat mein Sohn neulich gesagt. Vier Worte, scheinbar schlicht – und doch vielschichtig. In diesem Moment steckt mehr als eine bloße Aussage: Ein Bedürfnis, eine Bitte, eine Priorität. Und vor allem: Vertrauen, gehört zu werden.

Im Alltag, besonders wenn wir unter Druck stehen, hören wir oft nur die Oberfläche. Wir reagieren auf Worte, nicht auf das, was sie eigentlich transportieren. Genau hier entstehen Missverständnisse, Konflikte und unnötige Komplexität – im Team, in Beziehungen, in Führungssituationen.

Kommunikation ist nie nur das, was gesagt wird. Sie ist immer auch das, was gemeint ist – und das, was gehört wird. In der Kommunikationspsychologie spricht man von „Ebenen der Kommunikation“: Sachinhalt, Selbstoffenbarung, Beziehung und Appell (Schulz von Thun). Jede Botschaft enthält diese Dimensionen, bewusst oder unbewusst. Wer nur den Sachinhalt hört, übersieht oft, was auf den anderen Ebenen mitschwingt.

Im Coaching begegnet mir das regelmäßig: Viele Konflikte entstehen nicht aus böser Absicht, sondern aus fehlender Übersetzung zwischen diesen Ebenen. Es geht selten nur um das, was gesagt wurde – sondern um das, was dahintersteht. Bedürfnisse, Erwartungen, Unsicherheiten oder schlicht das Bedürfnis, wahrgenommen zu werden.

Kinder sind darin erstaunlich klar. Sie formulieren, was sie brauchen, ohne Umwege und ohne Strategie. Sie vertrauen darauf, dass ihr Gegenüber die Botschaft hört und annimmt. Im Erwachsenenleben – und besonders in Organisationen – geht diese Klarheit oft verloren. Kommunikation wird strategisch, verkürzt, manchmal auch defensiv. Gerade unter Stress wird Sprache schneller, härter, weniger differenziert. Das Risiko: Wir hören nur noch das Offensichtliche und übersehen das Entscheidende.

Vielleicht ist das die eigentliche Kompetenz in komplexen oder stressigen Zeiten: Nicht sofort zu reagieren, sondern einen Moment innezuhalten und zu prüfen, welche Botschaft gerade wirklich gemeint ist. Was braucht mein Gegenüber? Welches Bedürfnis, welche Sorge, welche Priorität steckt hinter den Worten?

Diese Haltung verändert Kommunikation grundlegend – und sie ist lernbar. Im Coaching, in Teamentwicklungen und Führungsarbeit arbeite ich daran, diese Ebenen wieder sichtbar zu machen. Denn echte Verständigung entsteht nicht durch mehr Worte, sondern durch besseres Zuhören. Durch die Bereitschaft, hinter die Fassade der Sprache zu blicken und das Gemeinte zu verstehen.

So wird aus einem einfachen Satz wie „Ich will was trinken“ ein Schlüssel für mehr Klarheit, Vertrauen und Verbindung – im Team, in Führung, im Alltag.

 
 
 

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